Georg Twerenbold ist seit Jahren in der Schweizer Event- und Gastroszene tätig. Er ist Mitgründer und Partner des «Best of Swiss Gastro», sowie Inhaber der Agentur t’nt Events und von freshbox.ch
Stefan Kipfer, eventlokale.ch : Georg Twerenbold, seit Jahren bewegst du dich in der Schweizer Gastro- und Eventbranche. Was ist dein Werdegang? Wo kommst du her, was hat dich ins «Business» geführt?
Georg Twerenbold: Ursprünglich bin ich gelernter Koch. Nach meiner Lehre wollte ich die Hotelfachschule anhängen, aufgrund meiner Sprachkenntnisse habe ich diese Übung jedoch vorzeitig abgebrochen. In den 90er Jahren habe ich an verschiedensten Orten in der Zürcher Gastronomie gearbeitet, bevor dann immer mehr Partyservice und Eventcatering zu meinem Fokus wurden.
SK: Irgendwann bist du vom Koch zum Eventcaterer geworden. Welche Events hast du betreut?
Mein erstes grösseres Engagement war der Ironman, dort war ich verantwortlich für das ganze Catering. Danach kam die Streetparade, wo ich mich während zwei Jahren um den ganzen Hospitality Bereich kümmerte. Auch bei der Entstehung des Langstrassenfestes war ich mit dabei.
Diese Projekte waren dazumal alle in der Pionierphase und ich habe mit viel Leidenschaft mitgeholfen, die Events zu realisieren. Das Problem war, dass nach einigen Jahren, als die Events etabliert waren, die «grossen» Catering Anbieter auf den Platz kamen und uns verdrängten. Das war natürlich ein wenig frustrierend.
SK: Trotzdem bist du dem Eventbusiness treu geblieben…
Ja, nach meiner Zeit als Eventcaterer habe ich vier Jahre für «Wunderman Cato Johnson» gearbeitet. Die Agentur hatte einen Projektleiter mit Gastronomieerfahrung gesucht und ich war bereit für etwas neues. Zu dieser Zeit war das Eventbusiness noch von der Spassgesellschaft geprägt. Events mussten lässig, spektakulär, teuer und lustig sein und das Essen und Trinken stand oftmals im Mittelpunkt.
SK: Du sagst, damals war Spassgesellschat angesagt. Meinst du damit, dass das Eventbusiness heute anders funktioniert?
Absolut. Events sind heute definitiv zu einem Marketing- & Kommunikations-Instrument geworden, wo quantitativ und qualitativ Ziele erreicht werden müssen. Das war früher noch nicht so.
SK: 2003 hast du deinen Job bei «Wunderman Cato Johnson» gekündigt. Was kam danach?
Nach meiner Kündigung habe ich noch im gleichen Jahr drei neue Projekte gestartet: Einerseits war da «t’nt events», eine Eventagentur, dann gingen wir mit dem Früchte und Gemüse Lieferdienst «freshbox.ch» an den Start und haben praktisch gleichzeitig den «Best of Swiss Gastro» Award lanciert.
SK: Du sprichst von «wir», du hast also deine neuen Projekte gemeinsam mit Partnern realisiert?
Ja, alle drei Projekte habe ich jeweils zusammen mit Geschäftspartnern gestartet.
SK: Wie geht es deinen Firmen heute, sind sie immer noch in Betrieb?
Alle drei Projekte laufen immer noch und dies soweit ganz ordentlich. Bei t’nt Events sind wir zu zweit, ich möchte die Agentur bewusst im kleinen und überschaubaren Bereich behalten. Bei freshbox sind wir unterdessen 16 Leute und für «Best of Swiss Gastro» stehen aktuell vier Personen im Einsatz.
SK: Reden wir noch ein wenig über «Best Of Swiss Gastro». Euer Award gehört zu den wichtigsten Auszeichnungen der Schweizer Gastro Szene. Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen, einen Award zu lancieren?
Die Grundsatzidee kam von meinem Partner Andreas Krumes. Mit seiner Firma «Gastrofacts» betrieb er in den 2000er Jahren ein Gastro-Branchenportal. Wir hatten zusammen einen Bürogemeinschaft. Eines Tages kam er zu mir und fragte mich, ob wir nicht gemeinsam einen Gastro Award auf die Beine stellen wollen.
Er war der Meinung, dass es zwar mit «Gault Millau» und «Michelin» Auszeichnungen im Gourmetbereich gab, dass aber die Alltagsgastronomie dabei aussen vor blieb. Das leuchtete mir ein und so setzten wir uns zum Ziel, gemeinsam für die ganze Vielfalt der Gastronomie eine Community aufzubauen und besondere Leistungen mit einem Award auszuzeichen.
SK: Und wo steht Ihr heute?
Letztes Jahr haben sich 209 Restaurants für unsere Auszeichnung beworben und rund 100’000 Personen haben im Rahmen des Awards ein Restaurant bewertet.
«Best Of Swiss Gastro» steht aber heute längst nicht mehr nur für den Award, über verschiedenste Kanäle kommunizieren wir heute 365 Tage im Jahr mit den Gastronomiebetrieben und Restaurantbesuchern. Unser Ziel ist es, dass wir die Branche mit unserer Erfahrung und unserem Netzwerk das ganze Jahr hindurch unterstützen und begleiten können.
SK: Mit Best Of Swiss Gastro steht ihr am Puls der Gastronomie wie kaum jemand sonst in der Schweiz. Was sind die aktuellen Trends der Schweizer Gastroszene?
Wenn ich die Gastro-Trends anschaue, muss ich manchmal ein wenig lachen. In den letzten zwei Jahren sind in Zürich soviele Hamburger Buden aus dem Boden gestampft worden, wie noch nie zuvor. Und das in einer Zeit, in der eigentlich alles von «Veggi & Vegan» redet. Generell kann man sagen, dass die Gastronomie eine dynamische Branche ist und bleibt.
In der Stadt Zürich beispielsweise wird an jedem dritten Tag ein Restaurant geschlossen und an jedem zweiten Tag ein neues eröffnet. Das zeigt, dass viele neue Ideen da sind, aber gleichzeitig nicht alles was spannend tönt, auch tatsächlich funktioniert.
SK: Zum Abschluss einen kurzen Blick in die Zukunft: Wie glaubst du, wird sich die Gastronomie in den nächsten Jahren verändern?
Alles in allem glaube ich, dass die Gastronomie auch in Zukunft ein Lebensbereich bleiben wird, wo Begegnung, Inspiration und Genuss im Mittelpunkt stehen. Was ich mir gut vorstellen kann, ist, dass in Zukunft nicht nur der Gast das Restaurant bewertet, sondern dass die Bewertung auch in die entgegengesetzte Richtung stattfindet.
So wie es bereits bei Airbnb und UBER üblich ist, wird auch die Gastronomie der Zukunft funktionieren. Gäste werden für ihren Besuch Noten erhalten und wenn der Notendurchschnitt zu schlecht ist, werden sie zumindest in den angesagten Locations keinen Platz mehr erhalten.
Auszug aus dem Interview mit Stephan Kipfer eventlokale.ch